Letz­ten Mon­tag konn­ten wir auf Net­flix das Fina­le der ers­ten Staf­fel Star Trek Dis­co­very erle­ben – ja, nicht nur sehen, son­dern mit­er­le­ben.

Nun stel­len sich die wich­tigs­ten Fra­ge: »Wie war die­se ers­te Staf­fel?« und »Ist das wirk­lich Star Trek?«

Die­se kom­ple­xe Fra­ge – vor allem die zwei­te – kann wohl jeder für sich sel­ber beant­wor­ten. Jeg­li­che Kom­men­ta­re soll­ten für jeden ein­zel­nen nur eine Hil­fe zur Mei­nungs­bil­dung sein. Was Star Trek ist und was nicht ist nicht defi­niert. Das wird aktu­ell zu oft ver­ges­sen.

Wenn man das Trei­ben in den sozia­len Netz­wer­ken, wie Face­book und Twit­ter, ver­folgt oder sich auf den gän­gi­gen Nach­rich­ten­sei­ten auf­hält, stellt man unter­des­sen schnell fest: Star Trek Dis­co­very spal­tet min­des­tens die Star Trek Fan­ge­mein­de. Ein Krieg zwi­schen hoch­lo­ben­den Kom­men­ta­ren und ver­nich­ten­den Kri­ti­ken scheint aus­ge­bro­chen zu sein. Und irgend­wo dazwi­schen die­je­ni­gen, die sich irgend­wie nicht zuord­nen kön­nen. Die einen Kom­men­ta­re gehen sehr stark ins Detail, die ande­ren sind eher ober­fläch­lich.

Ist das Gerechtfertigt?

Spock (Zacha­ry Quin­to) und Pavel Che­kov (Anton Yel­chin) in Star Trek Bey­ond

Natür­lich steht fest: Der Ton macht die Musik. Die kon­tro­ver­se Dis­kus­si­on ist jedoch sehr begrü­ßens­wert. Denn es zeigt: End­lich pas­siert in die­sem Star Trek Uni­ver­sum wie­der etwas. Und es lebt noch: Mehr als die letz­ten Jah­re.

Seit 2005 – mit dem Ende von Star Trek Enter­pri­se – kön­nen wir wie­der eine offi­zi­el­le Seri­en­pro­duk­ti­on genie­ßen. Die Fil­me in den letz­ten Jah­ren haben ähn­li­che Dis­kus­sio­nen her­vor­ge­bracht wie die Serie aktu­ell. Vie­le Fans, die mit Shat­ner-Kirk und Picard auf­ge­wach­sen sind, konn­ten nicht zufrie­den­ge­stellt wer­den. Vie­le neue Fans konn­ten aller­dings hin­zu­ge­won­nen wer­den. Man könn­te sogar davon spre­chen, dass sich zwei Grup­pen von Star Trek Fans gebil­det haben. Die, die mit TOS, TNG, VOY oder DS9 auf­ge­wach­sen sind. Und die, die Star Trek mit den drei neu­en Fil­men ken­nen gelernt haben und Picard ledig­lich mit dem Face­palm Meme von Face­book asso­zi­ie­ren.

Discovery als neue Serie

Und jetzt kommt Dis­co­very als neue Serie. Auch hier besteht die Gefahr, dass sich eine sol­che Sepa­rie­rung erge­ben könn­te. Dis­co­very und sei­ne Autoren haben mit Sicher­heit auch nicht alles rich­tig gemacht. So fragt man sich als auf­merk­sa­mer Zuschau­er, wie man ver­su­chen wird den Spo­ren­an­trieb, der als Tech­no­lo­gie mit Sicher­heit hoch inter­es­sant ist, bis TOS wie­der ver­schwin­den zulas­sen. Vor allem mit dem Hin­ter­grund, dass er min­des­tens die gesam­te Voy­a­ger Geschich­te über­flüs­sig gemacht hät­te.

Die Klingonen

Lrell

Auch das – im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes – Face­lift der Klin­go­nen eröff­net zahl­rei­che Fra­gen in Fan­krei­sen. Ist der Prä­fix „Star Trek“ im Titel „Star Trek Dis­co­very“ des­halb gänz­lich fehl am Platz? Mit Nich­ten! Sowohl von TOS zu TNG haben sich die Klin­go­nen äußer­lich ele­men­tar ver­än­dert. Auch von TNG zu DS9 gab es Mas­ken­bild­ne­ri­sche Ände­run­gen. Ganz so neu ist eine Umge­stal­tung der Klin­go­nen also nicht. Wenn man nun akzep­tiert, dass sich das Kos­tüm­de­sign und die Mas­ken­bild­ner an ihre Fähig­kei­ten und Mög­lich­kei­ten anpas­sen, dürf­te man eben­so das Brü­cken- und Schiffs­de­sign akzep­tie­ren. Man muss es sogar. Denn wer möch­te heu­te noch ein Raum­schiff mit einer ori­gi­na­len Kirk-Enter­pri­se Brü­cke sehen. Die Star Trek Nost­al­gi­ker schrei­en jetzt auf: „Ja, genau das wol­len wir.“ Im Jahr 2018 jedoch fehl am Platz. Ver­ges­sen dür­fen wir nicht, dass die Serie nicht nur ein­ge­fleisch­te Trek­kies, son­dern auch neue Ziel­grup­pen anspre­chen soll.

Der Handlungsstrang

So ist es auch begrü­ßens­wert, dass moder­ne Effek­te und Film-Tech­nik mit ein­ge­baut wer­den. Auch die Erzähl­form wur­de im Ver­gleich zu vor­he­ri­gen Star Trek Seri­en abge­wan­delt. So ver­sucht man einen durch­gän­gi­gen Hand­lungs­strang durch die ers­te Staf­fel zu span­nen. An eini­gen Stel­len hat man jedoch das Gefühl, als wol­le man zwei unter­schied­li­che Hand­lungs­strän­ge, den Krieg zwi­schen Klin­go­nen und Föde­ra­ti­on, und ein Spie­gel­uni­ver­sum zu einem zusam­men­fü­gen. Die Erzähl­mög­lich­kei­ten, die der doch sehr wich­ti­ge krie­ge­ri­sche Kon­flikt in der Geschich­te der Föde­ra­ti­on hat, aus­zu­nut­zen, sind vor allem durch das abrup­te Ende in der letz­ten Fol­ge nicht zufrie­den­stel­lend gelun­gen.

Doch der zusam­men­hän­gen­de Hand­lungs­strang ist durch­aus zu loben. Vor allem vor dem Hin­ter­grund, dass eine Viel­zahl der heu­ti­gen sehr erfolg­rei­chen Seri­en so auf­ge­baut sind. Und dar­um geht des Machern wohl: Dis­co­very als Serie auf dem hart umkämpf­ten Seri­en­markt erfolg­reich zu plat­zie­ren. Und auch nur so ist eine siche­re Zukunft von Star Trek als Seri­en­pro­duk­ti­on garan­tiert.

Das Trekkie Herz

Burn­ham in der letz­ten Epi­so­de der ers­ten Staf­fel in Paris

Die Waa­ge zwi­schen moder­ner Seri­en­pro­duk­ti­on und klas­si­schem Star Trek muss nun doch gehal­ten wer­den. Ein homo­se­xu­el­ler Cha­rak­ter ist zwar nicht revo­lu­tio­när, doch das muss Star Trek auch nicht mehr sein. Es kann es auch gar nicht, wenn neue Seri­en­pro­duk­tio­nen in die­sem Abstand erschei­nen, wie es aktu­ell geschieht.

Spä­tes­tens ganz zum Schluss wer­den dann doch gezielt die Trek­kies ange­spro­chen. Gene Roden­ber­rys Visi­on von Star Trek ist vor allem in den letz­ten Minu­ten der ers­ten Staf­fel zu spü­ren. Eine diver­se Crew, die sich selbst in den schwie­rigs­ten Situa­tio­nen an die Prin­zi­pi­en der Föde­ra­ti­on hält. Denn „wir sind die Ster­nen­flot­te“.